Das Buch Šenk-Gehöft/Šenkova domačija
21. April 2022
Unsere 500-jährige Geschichte in Wort und Bild.
DIE GESCHICHTE DES ŠENK-GEHÖFTS/ŠENKOVA DOMAČIJA IN JEZERSKO/SEELAND
Zusammenfassung
Das Gebirgsbecken Jezersko/Seeland ist
zwischen die mächtigen Bergwände der Steiner und Sanntaler Alpen und der
Karawanken-Solitäre eingebettet und ist gleichzeitig die letzte Ortschaft auf
dem Weg zum Grenzübergang Jezerski vrh/Seebergsattel. Die Einwohner von
Jezersko, das geografisch eher an die Sacktäler in Südkärnten erinnert, waren
auch in Verwaltungshinsicht wegen der historischen Zugehörigkeit zum Land
Kärnten mehr mit den Orten in Südkärnten verbunden als mit jenen in Slowenien.
Jezersko/Seeland wurde von den Kärnten Grundherrschaften schon ab dem 10.
Jahrhundert gezielt mit selbstständigen Bauernhöfen besiedelt. Der
Gletschersee, der den Talboden bedeckte und dem Ort den Namen gab, soll noch zu
Valvasor Zeiten bestanden haben. Das Leben der Menschen wurde neben
Einwirkungen von außen auch durch die uralte Handelsstraße, die spätere
Römerstraße, beeinflusst, die die nördlichen Mittelmeerländer mit Kärnten und
dem mitteleuropäischen Raum verband. Im Mittelalter wurden hier vor allem Salz
und Eisenerz, aber auch Getreide, Vieh, Wein, Öl und andere Spezialitäten
befördert. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts ist die Straße mit größeren Wagen
befahrbar, mit denen so mancher Einheimischer als Holzfrächter bis zur
Eisenbahnstation in Ljubljana und nach 1870 in Kranj sein Geld verdiente.
Das vermutlich jüngere Šenk-Gehöft ist, nachdem der See im 14. und 15.
Jahrhundert abgeflossen war, auf der Aussichtsterrasse in Ravno bei der
St.-Andrä-Kirche entstanden. Die ersten Besiedler Šenk, bereits 1524 erwähnt,
gehörten dem Geschlecht der Schenken von der Burg Hochosterwitz bei St. Veit an
der Glan an, vielleicht waren sie sogar ihre Nachfahren. Im Jahre 1573 wurde
der Hof von den Stružniks übernommen, Nachfahren vermögender Leobener aus der
Obersteiermark. Es sind sechs Stružnik-Hausherren bekannt, die vom Šenk-Gehöft
eineinhalb Jahrhunderte lang an das Kloster Eberndorf den Kirchenzehent und
Anwaltsabgaben mit Lämmern und Lein bezahlten. Das Šenk-Gehöft war neben dem
Jenko- und zeitweise auch dem Kropivnik-Gehöft Freibauernbesitz, darum war es
von Urbarabgaben und Fronarbeit befreit, die die Mehrheit der damaligen
bäuerlichen Untertanen belasteten.
Mitte des 18. Jahrhunderts heißen die Besitzer des Gehöfts neuerlich Šenk:
zuerst Jožef Šenk, dann Matevž Šenk, nach ihm Janez E. Šenk usw. Die
Hofbesitzer hatten mit ihren Frauen, zumeist Einheimischen, zunächst
kinderreiche Familien, seit dem 19. Jahrhundert sind es meist je vier Kinder.
Gemeinsam mit den Knechten und Mägden lebten sie im mächtigen Erdgeschoßhaus,
wo auch zahlreiche Einmieter ihre Ecke bekammen. Die Großeltern lebten nach der
Übergabe des Besitzes im Auszüglerhaus, einige Untermieter wahrscheinlich auch
in der Šenk-Keusche. Die Familie und die angeheuerten Landarbeiter ernährten
sich durch das Bewirtschaften des rund 65 Hektar großen Besitzes, wovon rund
acht Hektar Äcker und zwölf Hektar Wiesen waren, der Rest waren Weiden und
Wald. Vom Getreide wurde Hafer, Winterroggen, Gerste und Sommerweizen angebaut,
von den Ölsaaten bzw. Faserpflanzen Lein, von den Hülsenfrüchten Bohnen und
Erbsen. In den Ställen standen ungefähr gleich viel Kühe, Ochsen und Schweine
sowie eine beträchtlich größere Anzahl Schafe. Das Vieh weidete im Frühjahr und
im Herbst die kleineren Weiden ums Haus und am Wasser ab, und im Sommer wurde
insbesondere das Kleinvieh, eventuell auch das Galtvieh, auf die Almen
getrieben. Neben der weitläufigen Dolga njiva auf der Tržič zugewandten Seite
der Košuta und der Alm Košuta in Trögern/Korte, die von den Stružniks übernommen
wurde, wurden auch der Hochgebirgsbauernhof Šolski fevd oder Šolnovo in
Vellach/Bella beweidet. Von alen drei Besitzungen wurden die üblichen
Urbarabgaben bezahlt; sie können in den teilweise erhaltenen alten Urbaren und
Urkunden nachverfolgt werden. Für den Hausbedarf war am Jenko-Graben eine
eigene Šenk-Mühle in Betrieb.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wechselten die Besitzer des Gehöfts
einander rasch ab. Unter den Hausherren, die von außerhalb ins Haus
einheirateten, war auch Matija Novak aus Ebriach/Obirsko; dieser verkaufte den
Hof zusammen mit den Almen im Jahre 1885 an den Nachbarn Weisseisen vlg.
Štular. Der nächste Hausherr Josip Virnik, ein Sohn von Weisseisens Frau
Alojzija Virnik, nutzte das Šenk-Haus und andere Gebäude als Unterstützung für
seinen großen und vermögenden Štular-Hof, der vor allem als
Pferdewechselstation und Gasthaus seinen Untergalt verdiente, später mit
Fremdenverkehr und in neuerer Zeit mit Holzhandel. Im alten Šenk-Haus wohnten
noch nach dem Zweiten Weltkrieg Štulars Waldarbeiter mit Familien und andere
Mieter. Ludvik Virnik, der Sohn von Josip Virnik, übernahm im Jahre 1956 den
Hof. Gemeinsam mit seiner Frau Mimi und der Tochter Brigita erwarb er Ende der
1950er Jahre die nach dem Krieg abgenommenen Grundstücke des Šenk-Hofes. Der
Enkelin Polona Virnik Karničar und ihrer Familie übergab er 2010 das gut
erhaltene und beinahe ungeschmälerte Gehöft mit den Gebäuden, die geradezu nach
Renovierung im alten Stil und einem zeitgenössischen touristischen Angebot
schrien.
DAS ŠENK-GEHÖFT/ŠENKOVA DOMAČIJA - DIE SICHT EINER DENKMALPFLEGERIN
Zusammenfassung
Die Einzelgehöfte von Jezersko/Seeland sind ein
einzigartiges Geschichts- und Architekturerbe, insbesondere auch, weil sie noch
immer von Menschen bewohnt werden, wodurch die ebenfalls einzigartige
Kulturlandschaft erhalten wird. Dazu zählt auch das Šenk-Gehöft, Šenkova
domačija, das vom Standpunkt der Ethnologie, der Denkmalpflege und der
Architektur eines der am besten untersuchten und erforschten Objekte nicht nur
in Jezersko/Seeland, sondern auch im weiteren slowenischen Raum ist. Die
präsentierte Forschungsgeschichte des Šenk-Gehöfts und des Šenk-Hauses ist
gleichzeitig eine Fallstudie einer Geschichte der ethnologischen Denkmalpflege.
Das Šenk-Haus trat in den Jahren 1924 und 1932 auf Fotografien von Fran
Krašovec in der Zeitschrift Ilustrirani Slovenec als idyllisches Abbild
der alpinen ländlichen Gegend in Erscheinung. Es sind die ersten bekannten
Abbildungen des Šenk-Hauses. Im Jahre 1949 befand es sich unter den ersten
unter Schutz gestellten ethnologischen Kulturdenkmälern in Slowenien. Es war
Gegenstand von Studien über den Einfluss von Stilarchitektur auf bäuerliche
Architektur. Nach Erzählungen soll über der Eingangstür die Jahreszahl 1517
oder 1521 gestanden haben. Die Forschungen anlässlich der Grundrenovierung aber
haben gezeigt, dass das Šenk-Haus gewaschsene Architektur ist – das erste
zweizellinge Objekt entstand aller Wahrscheinlichkeit nach bereits vor dem
Jahre 1500, später wurden fünf Bauphasen und die letzte Umgestaltung im 21.
Jahrhundert identifiziert, als es zu einem touristischen Beherbergungsobjekt
wurde. In der mehr als 500-jährigen Geschichte des Šenk-Hauses wurde das Objekt
ständig erweitert und an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst, jedoch so, dass
erhalten wurde, was sinvoll, nützlich und schön war. Das Denkmalamt
dokumentiert, beobachtet und kooperiert bereits seit mehr als 70 Jahren mit
drei Besitzer-Generationen des Šenk-Gehöfts/Šenkova domačija.
Sie können das Buch auf dem Šenk-Gehöft oder bei TIC Jezersko kaufen. Sie können es auch in unserer örtlichen Bucherei ausleihen.
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